Augen, Ohren und Stimme für Kinder mit Krebserkrankungen
Wenn Kinder an Krebs erkranken stellt dies eine große Belastungsprobe für die ganze Familie dar. Viele Herausforderungen müssen nun gemeistert werden. Dabei steht die Therapie der Krebserkrankung im Vordergrund, doch auch die sozialen und psychischen Folgen für die jungen Patienten dürften nicht vernachlässigt werden. Denn die soziale Isolation durch Abwesenheit im Schulunterricht und bei Freizeitaktivitäten kann zu einem geringeren Selbstwertgefühl, sozialer Unsicherheit oder gar Depressionen führen.
Um dies zu vermeiden bietet die Schleswig-Holsteinische Krebsgesellschaft mit dem Projekt “Mittendrin!” nun eine Art Stellvertreter für Kinder, die aufgrund ihrer Krebserkrankung nicht am Alltag teilhaben können. Denn die Persönlichkeitsbildung des Kindes wird auch durch Bildung und sein soziales Umfeld geprägt und sollte nicht vernachlässigt werden.
Dazu wurde der Telepräsenzroboter AV1 der norwegischen Firma No Isolation entwickelt: Durch eine App verbindet sich das erkrankte Kind von Zuhause oder aus dem Krankenhaus mit dem Avatar und steuert seine Bewegungen. Eine eingebaute Kamera, Mikrofon und Lautsprecher machen es möglich, seine Freunde und Klassenkameraden zu sehen, zu hören und mit ihnen zu sprechen. Mithilfe eines Einweg-Videostreams und Zweiweg-Audiostreams kann der Nutzer alles sehen und hören, was im Blickfeld des Avatars passiert – selber aber nicht gesehen werden. Durch einfache Handbewegungen auf dem Smartphone oder Tablet kann der Kopf von AV1 um 360° gedreht und nach oben bzw. unten geneigt werden. Außerdem ist der für den Nutzer möglich zu signalisieren, wenn er etwas sagen möchte oder wenn er zu müde ist, um aufmerksam dem Geschehen zu folgen.
Bei Interesse können sich Familien gerne bei der Projektleitung melden. Die Avatar-Nutzung ist kostenfrei und die Dauer der Ausleihe flexibel.
Hier lesen Sie den Flyer.
Hier sehen Sie einen TV-Beitrag, der eine Avatar-Nutzerin und ihre Klasse zeigt.
Für weitere Informationen und die Anmeldung kontaktieren Sie uns gerne:
0431/800 10 85
liekfeldt@krebsgesellschaft-sh.de
In Kooperation mit:
FAQs
Für wen eignet sich die Nutzung des Avatars?
Das Projekt richtet sich an Kinder und Jugendliche aus Schleswig-Holstein, die an einer Krebserkrankung leiden. Sie können den kleinen Avatar als eine Art Stellvertreter nutzen, um am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Voraussetzung ist, dass der Nutzer in Schleswig-Holstein gemeldet ist und ein eigenes Smartphone oder Tablet für die Zeit der Ausleihe des Avatars zur Verfügung hat.
Muss mein Kind bei der Techniker Krankenkasse versichert sein, um an dem Projekt teilnehmen zu können?
Nein, das Projekt steht jedem offen. Voraussetzung ist nur, dass die an Krebs Erkrankten in Schleswig-Holstein wohnen.
Was kostet mich der Avatar?
Die Kosten für die Nutzung des Avatars übernimmt die Schleswig-Holsteinische Krebsgesellschaft. Diese wird durch Spenden finanziert.
Wie wird der Datenschutz gewährleistet?
Der Nutzer muss bei jeder Anmeldung ein Passwort eingeben, damit kein Zweifel besteht, wer den Avatar benutzt. Durch das Passwort wird sichergestellt, dass nur ein Nutzer den Avatar verwendet. Es ist nicht möglich, mit dem Avatar Video- und Audiodateien aufzuzeichnen oder zu speichern. Die Verwendung erfolgt nur in Echtzeit. Weder die Hersteller von “No Isolation” noch irgendjemand anderes kann auf die Video- und Audioübertragung zwischen Kind und Avatar zugreifen. Alle Daten werden verschlüsselt zwischen der App und dem Avatar über einen Server in Deutschland gesendet. Auch eine Spiegelung der Übertragung auf andere Geräte ist nicht möglich.
Was ist der Vorteil eines Avatars gegenüber Videotelefonie via Smartphone oder Tablet?
Die an Krebs erkrankten Kinder bekommen eine Art Stellvertreter. Der kleine Telepräsenzroboter ist dabei viel anschaulicher und greifbarer als ein Tablet oder Smartphone. Durch seine Eigenschaft als Stellvertreter kann das jeweilige Kind selbst bestimmen, wann es etwas miterleben möchte – und braucht keinen Grund, seine Freunde anzurufen, wie es beim Smartphone üblich ist. Das Kind schaltet den Avatar einfach per Tablet oder Smartphone ein und wird zum Teil des Geschehens.
Weiterer Vorteil: Die Kinder können durch den Avatar ihre Freunde auf dem Bildschirm sehen – andersherum ist dies aber nicht möglich. Liegt ein Kind zum Beispiel gerade im Krankenhaus, ist seine Privatsphäre dort geschützt. Weiter bringt der Avatar zusätzliche Funktionen mit sich: Beispielsweise kann das Kind mit Freunden flüstern oder signalisieren, dass es nur zusehen und zuhören aber nicht sprechen mag. Der Kopf des Avatars leuchtet dann blau.
Wie oft muss ich den Avatar nutzen?
Der Einsatz von AV1 als Stellvertreter ist nur ein Angebot – kein Zwang. Er soll den Nutzern Freude bereiten und eine Teilhabe am Alltag ermöglichen, wenn diese aufgrund des Gesundheitszustandes eingeschränkt ist. Die Therapien und Medikamente, die eine Krebserkrankung mit sich bringen, machen häufig müde und erschöpft. Deshalb kann jeder Nutzer selber entscheiden, wann, wie oft und wie lange er sich mit seinem Avatar verbindet.
Wie bekomme ich einen Avatar?
Die Federführung des Projektes liegt bei der Schleswig-Holsteinische Krebsgesellschaft. Ansprechpartnerin ist Eileen Meier. Anfragen für einen Avatar werden per Mail an meier@krebsgesellschaft.de oder telefonisch unter Tel.: 0431/800 10 85 entgegen genommen.